Two Pillars

Wir sind Systems Engineer: Philip Porten von BAUER Offshore Technologies

Philip Porten von BAUER Offshore Technologies ist der heutige Gast unserer Interview-Reihe „Wir sind Systems Engineer“. Im Gespräch erzählt er von Systems Engineering in Offshore Projekten und gibt Einblicke in seine tägliche Arbeit mit iQUAVIS als Engineering Manager.

Sonja Feierabend
Hallo Herr Porten, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben! Stellen Sie sich doch bitte erst einmal vor: Wer sind Sie, für wen arbeiten Sie und was ist Ihre Aufgabe?

Philip Porten
Guten Tag, Philip Porten mein Name. Ich arbeite für die BAUER Offshore Technologies GmbH als Engineering Manager. Als Teil der BAUER Gruppe bieten wir maßgeschneiderte Lösungen zur Realisierung von Offshore-Energieprojekten.  Beispielsweise werden auf von uns hergestellten Fundamenten Windkraftanlagen oder Gezeitenkraftwerke installiert. Ich beschäftige mich vor allen Dingen mit der Technik der dafür notwendigen Maschinen und Maschinenanlagen.

Philip Porten, Engineering Manager bei BAUER Offshore Technologies, Systems Engineering in Offshore Projekten
Philip Porten, Engineering Manager bei BAUER Offshore Technologies

Sonja Feierabend
Das klingt nach sehr komplexen Projekten.

Philip Porten
Ja, ich greife dazu auf das Expertenwissen innerhalb der BAUER Gruppe zurück, wie der BAUER Maschinen GmbH und der BAUER Spezialtiefbau GmbH. Ich habe außerdem das Glück, in sehr intensivem Kundenkontakt mit Firmen zu stehen, die mittelfristig planen, Windparks im Meer zu installieren.

Sonja Feierabend 
Da sind wir schon mitten im Thema, aber bevor da richtig tief einsteigen, interessiert mich, wie Sie überhaupt zu Ihrer Position gekommen sind. Würden Sie einmal kurz Ihren Werdegang skizzieren?
Philip Porten
Ja, gerne. Ich habe eine Industriemechaniker-Lehre und im Anschluss ein Maschinenbau-Studium absolviert. Ich bin also klassisch in der Werkstatt gestartet und konnte in dem Unternehmen, in dem ich meine Lehre gemacht habe, meine Diplomarbeit schreiben. Nach meinem Abschluss habe ich dann insgesamt sieben Jahre für einen Hersteller von Schiffsmotoren gearbeitet. In dieser Position war ich überwiegend als Konstrukteur in der Vorentwicklung tätig.
In dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mir ein kaufmännischer Hintergrund fehlt. Das hat mich motiviert, nebenberuflich noch einen MBA zu machen. Ich suchte dann irgendwann eine neue Herausforderung und bin dann 2015 bei der BAUER Maschinen GmbH als Projektleiter für Entwicklungsthemen gelandet. Dort habe ich sehr vielfältige Projekte betreut, von Cost-Down-Themen bis zur Neuentwicklung von Maschinen für den Spezialtiefbau. Da hatte ich dann 2017 das Glück, in die Offshore-Projekte reinzukommen. Seitdem fühle ich mich Offshore-Themen verpflichtet, deren Umfeld mich besonders fasziniert. 2021 war ich sogar dreimal jeweils fünf Wochen auf einem Arbeitsschiff zur Errichtung von Fundamenten auf dem Meeresboden. Von dort aus war es für mich die logische Konsequenz, dass ich mich in diesem Bereich weiterentwickeln will. So bin ich dann seit Januar 2023 bei Bauer Offshore Technologies.

Sonja Feierabend  

Sie haben eingangs gesagt, Sie seien Engineering Manager. Würden Sie sich auch als Systems Engineer bezeichnen?

Philip Porten
Nein, ich bin kein Systems Engineer. Ich habe auch keinen Ausbildungshintergrund diesbezüglich. Daher möchte mich nicht als Systems Engineer bezeichnen. Ich habe erst vor knapp zwei Jahren den Kontakt zum Systems Engineering gefunden. Vorher wusste ich nicht wirklich, was das ist. Ich nutze allerdings iQUAVIS sehr intensiv.
Sonja Feierabend  

Nachdem ich nun schon einige Interviews geführt habe, glaube ich, dass das gar nicht so ungewöhnlich ist. Viele starten erst in einem anderen Feld und stoßen dann irgendwie über Umwege zum Systems Engineering. Wie war das bei Ihnen?

Philip Porten

Ich bin ein Kind aus der physischen Entwicklungswelt: Ich habe ein technisches Problem und arbeite relativ schnell an der Lösung. Dieser Ansatz ist heutzutage keinesfalls mehr gültig. Die „Probleme“ sind komplex, die Lösungen ebenso, und es gibt jede Menge Anforderungen zu berücksichtigen. Beim Systems Engineering beginnt man damit, das Problem lösungsneutral zu abstrahieren und methodisch zu analysieren: Was möchte ich machen und was benötige ich dazu? Welche Anforderungen sind zu berücksichtigen? Dieser methodische Ansatz aus dem SE war mir völlig neu. Deswegen habe ich mich anfangs auch eher schwergetan. Irgendwann ist dann der Groschen gefallen. Das war eine richtige Erkenntnis. Innerhalb weniger Tage entwickelte sich dieses neblige Bild zu einem klaren. Und dann habe ich auch den Nutzen dieses Ansatzes und der Methode (CONSENS, Anm. d. Redaktion) erkannt – und den von iQUAVIS! Seitdem nutze ich Systems Engineering und iQUAVIS sehr intensiv im Unternehmen, gemeinsam mit einer Handvoll anderer Kollegen. Wir lernen in der Anwendung voneinander, weil es sehr viel auszuprobieren gibt.

Egal, an welcher Stelle man sich in einem Entwicklungsprozess oder in einer Produktentwicklung befindet: Man kann immer mit iQUAVIS anfangen. Da gibt es kein richtig oder falsch, das ist vielleicht auch die große Stärke. iQUAVIS ist sehr offen und flexibel.

Sonja Feierabend  

Das heißt, Sie arbeiten sehr viel mit iQUAVIS?

Philip Porten

Wir reizen das schon sehr aus. Mittlerweile, behaupte ich, beherrsche ich das System sehr gut. Wir haben bei Bauer Offshore sehr komplexe Maschinen und vor allen Dingen auch sehr komplexe Abläufe in ihren Funktionen, zum Beispiel, um ein Fundament darzustellen. Da hilft es enorm, diese Systeme mit iQUAVIS zu beschreiben und frühzeitig Struktur reinzubekommen. iQUAVIS ist dafür das richtige Werkzeug. Ich kann dort meine Gedanken, die mich die ganze Zeit begleiten, schnell in ein System sortieren, direkt dort aufbewahren und weiterverarbeiten. iQUAVIS ist bei mir kontinuierlich geöffnet. Wenn zum Beispiel in Telefonaten mit Kollegen eine Idee aufkommt, dann kann ich das direkt mitnehmen. Das hilft später, daraus eine Anforderung zu formulieren oder zu entscheiden, dass wir das doch nicht brauchen. Gleiches gilt, wenn ich mit Kollegen an einer FMEA arbeite. Dann ist das einfach sehr praktisch und schön, dass man auch bildlich arbeiten kann. Das senkt auch die Hürde der Anwendung für die Kollegen.
Sonja Feierabend  

Etwas ähnliches haben mir auch andere schon in den Interviews berichtet, dass Systems Engineering und iQUAVIS helfen, Gedanken zu sortieren und zu sammeln, damit man sich einfach einen Überblick verschaffen kann.

Wie war das denn bei Bauer: MBSE und Systems Engineering waren auch erst einmal neu. Das heißt, Sie sind der, der das Thema dann vorangetrieben hat?

Philip Porten

Als KeyUser bin ich natürlich besonders aktiv. Mittlerweile arbeiten mehrere Kollegen mit iQUAVIS in der Gruppe. Momentan beschränkt sich die Anwendung allerdings noch auf den Bereich der Entwicklung und Konstruktion. Weiteres Potenzial für Systems Engineering in anderen Entwicklungsbereichen innerhalb der BAUER Gruppe ist möglich. Dadurch, dass iQUAVIS ein verhältnismäßig einfach zu bedienendes Tool ist, ist die Einstiegshürde niedrig. Wenn man einmal reingewachsen ist, erkennt man für sich und seinen Bereich die Chancen mit iQUAVIS.

Sonja Feierabend
Ah, das hören wir doch gerne! Was würden Sie denn einem Unternehmen raten, das iQUAVIS neu anschaffen und Systems Engineering einführen möchte?

Philip Porten
Zu Beginn ist auf jeden Fall der Support von Two Pillars notwendig. Man darf sich anfangs nicht abschrecken lassen. Wenn die Kugel dann rollt, kann man sehr viel selbst ausprobieren. Dann erkennt man, dass iQUAVIS eine klare rote Linie hat.

Das Arbeiten in iQUAVIS geschieht sehr schnell und effizient. Da hat man recht schnell Erfolgserlebnisse, die dann auch wirklich Spaß machen. Man braucht allerdings einige Mitstreiter, welche mit einem gemeinsam die Methode weiterbringen wollen. Für eingefleischte physische Entwickler bedeutet die Systems-Engineering-Methode wirklich etwas Umstellung. Da nehme ich mich auch selbst nicht raus. Da braucht es am Anfang Geduld und einen langen Atem.

Sonja Feierabend
Was hätten Sie denn gern früher gewusst, als Sie mit iQUAVIS gestartet sind?

Philip Porten

Für mich als Anfänger auf dem Gebiet war es anfangs schwierig. Um zwei einfache Beispiele zu nennen: die Swimlanes im Funktions-Blockdiagramm oder das Handling von Datenlisten in Diagrammen. Beide sind eigentlich nichts Besonderes, aber extrem hilfreiche Features, die ich wirklich früher hätte probieren oder erkennen sollen. Sehr hilfreich ist auch das Arbeiten mit Bibliotheken oder Vorlagen, welche in den verschiedenen Projekten als Datensätze hereingeladen und weiter genutzt werden können. Damit kann man sicherstellen, dass in allen Projekten identische Informationen genutzt werden. An dieser Stelle noch ein Tipp von meiner Seite: Man sollte iQUAVIS nicht überfrachten, sondern lieber in kleinen Projekten aufbauen und diese dann in größeren Projekten zusammenbringen. Das ist aber vielleicht nur meine persönliche Geschmackssache. Was ich auch empfehlen kann: den Variantenmanager von iQUAVIS! Der ist relativ simpel zu bedienen, aber unglaublich mächtig.

Sonja Feierabend

Ich sehe, Sie schöpfen iQUAVIS voll aus! Wie hilft Ihnen iQUAVIS denn in Ihrem Arbeitsalltag?
Philip Porten

Momentan nutze ich iQUAVIS vor allem, um Anforderungen zu sammeln und um Ordnung in Anforderungen zu bekommen. Diese werden dann mit iQUAVIS weiterverarbeitet und bearbeitet, zugeordnet und allokiert. Dazu gehören zum Beispiel auch das Klassifizieren und Priorisieren von Anforderungen. Anforderungen ohne Elemente und Funktionen bringen auch nichts, deswegen geht die Entwicklung der notwendigen Elemente und Funktionen mit den Anforderungen Hand in Hand. Gerade bei komplexen Maschinen ist es extrem hilfreich, dieses Produktwissen früh und zentral zu sammeln, um es dann transparent darstellen zu können. Das Schöne dabei ist, dass man Risiken sehr früh erkennen und bewerten kann. So kann man auch das ein oder andere Risiko im Vorfeld herausspezifizieren oder „wegkonstruieren“.

Sonja Feierabend
Haben Sie dafür ein Beispiel?

Philip Porten

Ja, wir hatten jetzt schon ein paar Mal das Phänomen während einer Risikobewertung, für das wir eine Maßnahme entwickelt haben: Diese Maßnahme wurde als Anforderung ins Produkt mitspezifiziert, was dann das Risiko einfach aufgelöst hat. Das heißt, wir sehen ein Problem und wir entwickeln gleich die Lösung mit. Das passiert nur dadurch, dass man sich frühzeitig damit beschäftigt.

Systems Engineering in Offshore Projekten
Philip Porten | BAUER Offshore Technologies

Sonja Feierabend  

Wie intensiv nutzen denn Ihre Kolleg:innen iQUAVIS?

Philip Porten
Wir machen jetzt nicht 40 Stunden pro Woche iQUAVIS. Wir sind aber dran, das noch mehr zu promoten, mehr in die Anwendung zu bringen und den Kollegen näherzubringen. Das ist mir wichtig. Schön ist es immer, wenn ich in mit Kollegen in einer Besprechung bin, z. B. bei einer FMEA, und die direkt sehen, wie einfach die Daten vom Blockdiagramm in die Tabelle übertragen werden und umgekehrt. Die Einfachheit wird dadurch sehr klar und viele Kollegen geben mir die Rückmeldung, dass das wirklich toll ist und sie das auch nutzen wollen. Mit ein paar Kollegen ist es mittlerweile so, dass wir schnell die FMEA in iQUAVIS zusammenbauen und dann haben wir eine transparente Tabelle, auch auf Papier. Das kriegt man mit Excel nicht mehr hin und das löst dann auch dieses „Haben-will“-Gefühl bei den Kollegen aus. Ich konnte schon bei Kunden Begeisterung auslösen, wie früh wir schon eine Risikobewertung am Start haben. Gerade im Bereich Offshore ist die technische Lösung weniger relevant als das Beherrschen der Risiken, denn das nächste Ersatzteillager ist vielleicht ein paar hundert Kilometer Schifffahrtsweg entfernt. Dinge versagen ja, aber man muss halt für diese Risiken gewappnet sein und das kann man sehr, sehr schnell und sehr gut mit iQUAVIS im Vorfeld machen.

Sonja Feierabend
Vielen Dank! Jetzt sind wir schon am Ende, und es geht jetzt noch um den Blick in die Zukunft. Welche Herausforderung sehen Sie für Systems Engineering in der Zukunft?

Philip Porten
Ich erwarte, dass Systems Engineering in weiteren Bereichen bei Neuentwicklungen eingesetzt wird, insbesondere beim Sammeln der Anforderungen und beim Erstellen der FMEAs. Das ist mit iQUAVIS sehr schnell und vorteilhaft möglich, obwohl die Komplexität und Varianz in unseren Produkten mit sehr hoher Geschwindigkeit steigen.

Dabei stellen sich oft Fragen: Was ändert sich, wenn ich diese und jene Funktion modifiziere? Worauf muss ich Rücksicht nehmen, wenn ich eine weitere Variante eines Unterelements in unseren Anlagen oder Maschinen ändere? Welche Risiken sind damit verbunden, welche Hardware oder Software muss sich ändern und wie kann ich diese testen? All diese Fragestellungen lassen sich mit Excel nicht mehr überblicken. Ich bin sicher, dass Vorteile im noch genaueren Spezifizieren der Anforderungen entstehen werden, einfach dadurch, dass man sich intensiv während der Frontloading-Phase mit der Beschreibung des Produkts beschäftigt, noch bevor die erste Zeichnung entstanden ist. Dabei wird alles eingebunden: von der Produktion über die Montage, die Konstruktion, den Einkauf und die Qualität bis hin zum Kunden natürlich. Damit kann man ein klares Ziel formulieren, welches dann mit den gewohnten Unwägbarkeiten in einer Entwicklung umzusetzen ist. Um einzuschätzen, wie Systems Engineering sich selbst entwickeln wird, bin ich ganz ehrlich gesagt zu wenig „Freak“ in dieser Materie. Ich schätze, dass in der Entwicklung im Rahmen künstlicher Intelligenz noch einiges kommen wird. Es wäre natürlich schön, wenn ich mittels Spracherkennung iQUAVIS sagen kann, was es zusammenbauen soll. Oder dass es erkennt, welche Zusammenhänge irgendwo relevant sind oder nicht.

Die BAUER Gruppe ist ein führender Anbieter von Dienstleistungen, Maschinen und Produkten für Boden und Grundwasser. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Serviceleistungen für anspruchsvolle Spezialtiefbauarbeiten und angrenzende Märkte. Die BAUER Offshore Technologies GmbH realisiert Offshore-Gründungsprojekte auch in anspruchsvoller Geologie.

Wir sind Systems Engineer – die Interviewreihe

Erfahren Sie hier mehr über iQUAVIS.

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